Zur Person
Zur Person
Bernd Ruf wurde am 6. Januar 1954 in Karlsruhe geboren. Er ist ein deutscher Waldorfpädagoge, Anthroposoph und geschäftsführender Vorstand des von ihm gegründeten Vereins Notfallpädagogik ohne Grenzen e.V. Bernd Ruf besuchte die Freie Waldorfschule in Pforzheim, an welcher er 1974 das Abitur machte. Schon zu Schulzeiten hatte er den Wunsch, in seiner Geburtsstadt eine Waldorfschule zu gründen, weswegen er sich 1973 dem Gründungskreis der Freien Waldorfschule Karlsruhe anschloss. Vier Jahre später wurde die Schule eröffnet. Bernd Ruf studierte zeitgleich von 1974–1980 Geschichte und Germanistik an der Universität Mannheim, wo er 1980 und 1982 beide Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien ablegte. Das Referendariat absolvierte er 1981–1982 am Bismarckgymnasium in Karlsruhe und am Bildungszentrum Karlsbad. Es folgte von 1982–1983 eine Ausbildung zum Fachlehrer für Geschichte und Deutsch an der Freien Hochschule Stuttgart und eine einjährige Tätigkeit an der Freien Waldorfschule Kiel. Ab 1983 war Bernd Ruf dann 20 Jahre Klassenbetreuer und Fachlehrer an der Freien Waldorfschule Karlsruhe.
1987 wurde Bernd Ruf zum geschäftsführenden Vorstand des gemeinnützigen Vereins Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners gewählt. Bis 2020 leitete er mit Nana Göbel, er in Karlsruhe, sie in Berlin, den Verein und breitete mit den Jahren seine Aktivitäten weltweit aus. 1993 gründete Bernd Ruf die Abteilung der Freiwilligendienste in Karlsruhe. Der Verein wuchs und begann sich international zu vernetzen, seine Förderung international aufzubauen. In Zusammenarbeit mit dem BMFSFJ und BMZ entsenden die „Freunde“ inzwischen jährlich etwa 1600 Freiwillige und begleiten diese pädagogisch. Mit der Wende in den 1990er Jahren und der Öffnung des Ostens kam für die Waldorfbewegung eine weitere Region hinzu. Bernd Ruf war von 1993–2011 Geschäftsführender Vorstand der Internationalen Assoziation für Waldorfpädagogik in Mittel- und Osteuropa und andere östliche Länder und unterstütze in dieser Zeit aktiv die Verbreitung der Waldorfpädagogik und der Anthroposophie in Osteuropa. In diesen Jahren wurden einige Schulen und Kindergärten erbaut. Außerdem war er Vorstand des Bundes der Freien Waldorfschulen sowie Mitglied des Internationalen Kreises (Haager Kreis). Während seiner Lehrtätigkeit in der Waldorfschule Karlsruhe, wurde diese zur ersten UNESCO-Schule ernannt und die „Freunde“ 1994 zur Internationalen Konferenz für Erziehung nach Genf eingeladen, um in einer großen Ausstellung die Waldorfpädagogik einem internationalen Publikum vorzustellen. In Folge wuchs das Netzwerk noch stärker, der Verein wurde größer und breitete sein Engagement weltweit aus. Die Zusammenarbeit mit der UNESCO wurde fortgesetzt und der Verein im Mai 2001 als Stiftung mit offiziellen Beziehungen zur UNESCO aufgenommen.
1999 wurde Bernd Ruf zum Gründungsvorstand der Parzival-Schulen Karlsruhe ernannt. Im Jahr darauf bildete er sich weiter und absolvierte ein Aufbaustudium der Sonderpädagogik und in den Fachbereichen Verhaltensgestörtenpädagogik und Lernbehindertenpädagogik an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg/Reutlingen. 2002 schloss er dies mit dem Staatsexamen für das Lehramt an Sonderschulen ab. Seit 2003 ist nun Schulleiter und Klassenlehrer am Parzival-Zentrum Karlsruhe und lehrt dort seither, mit besonderem Augenmerk auf die „Intensivklassen“, in welchen auffällige Jugendliche unterrichtet werden. Heute umfasst das Zentrum fünf Schulen, eine Schule für Erziehungshilfe und eine heilpädagogische Schule mit Werkstufe. Außerdem ein Waldorfkindergarten und eine integrative Kinderkrippe. Seit 2011 noch die Karl-Stockmeyer-Schule, eine inklusive Schule auf Grundlage der Waldorfpädagogik.
Im Sommer 2006 wurde der Grundstein für ein weiteres Aufgabengebiet Bernd Rufs gelegt: die Notfallpädagogik. Während etwa 20 behinderte Jugendliche aus Beirut in Stuttgart das UNESCO-Friedensfestival besuchen, brach im Libanon Krieg aus. Auf Drängen der Familien, welche eine Heimkehr der Jugendlichen, trotz der kriegerischen Umstände wünschten, begleiteten Ruf und Mitarbeiter der Freunde die jungen Menschen nach Hause. Nach der Rückreise, erwarteten sie dort die Kollateralschäden politischer Interessen, und vor allem in den Flüchtlingslagern, verstörte und traumatisierte Kinder. Daraus entwickelte der Sonderpädagoge Ruf ein Konzept der Notfallpädagogik, basierend auf der Waldorfpädagogik. Seither helfen er und seine Mitarbeiter weltweit Kindern und Jugendlichen in Kriegsgebieten und von Naturkatastrophen heimgesuchten Gegenden, in China, Indonesien, Japan, Lateinamerika, Gaza, Kirgisien, Kurdistan- Irak, Nepal, Libanon, Kenia, Ecuador, Philippinen, Kolumbien, aber auch Brüssel, Paris und auch in Deutschland. 2008 erforderte das schwere Erdbeben in Sichuan im Epizentrum die Arbeit mit Hunderten von psychotraumatisierten Kindern, Eltern und Lehrern. Die Anfragen, weitere Mitarbeiter in der Notfallpädagogik auszubilden, und die Kriseninterventionen wurden mehr, das Aufgabengebiet wuchs, sodass Ruf 2010 das Kompetenzzentrum für notfallpädagogische Krisenintervention am Parzival-Zentrum in Karlsruhe gründete und dieses bis heute leitet.
Seit 2009 hielt Ruf Fortbildungsveranstaltungen für Lehrer öffentlicher Schulbezirke in Schweden, Portugal, Spanien, Chile, Argentinien, Brasilien, Kolumbien, Kenia, Japan, Philippinen, China, Gaza-Streifen, Nordirak und in den USA. Mittlerweile wurde eine qualifizierte Weiterbildung im In- und Ausland etabliert, die Modulfortbildung Notfallpädagogik. Im Oktober 2016 gründete er mit Mitarbeitern aus der Notfallpädagogik und anthroposophischen Ärzten das Freie Internationale Institut für Notfall- und Traumapädagogik (IINTP) in Karlsruhe. Seit Mai 2017 findet dort jährlich eine Weiterbildung in der Traumapädagogik statt. Bernd Ruf hält hier als Dozent Seminare und Vorträge. Der weltweite Verbund "Notfallpädagogik Ohne Grenzen" wurde im Wesentlichen auf der Tagung 2017 im Netzwerktreffen mit internationalen Gruppen initiiert. Die gemeinsame Rahmenvereinbarung wurde auf der Notfallpädagogischen Jahres-Tagung 2019 feierlich unterzeichnet. Alle Gruppen arbeiten auf Grundlage eines gemeinsamen Leitbilds sowie der notfallpädagogischen Konzeption & den Leitlinien. Neue internationale Gruppen entstehen in der Regel nach einem Notfalleinsatz (oder nach Seminaren) um die Arbeit vor Ort weiterzuführen.